Es gewährten 630 Frauen dem Salzburger Frauengesundheitszentrum ISIS bei einer Online-Befragung Einblicke, wie sie über Körper und Sexualität denken. Die vom Land Salzburg aus dem Frauenressort unterstützte Studie "Einstellung Salzburger Frauen zu Körper und Sexualität" hinterfragte folgende Themenbereiche: Die (Un)-Zufriedenheit mit dem eigenen Körper, Einstellungen zu Schönheitsoperationen, zur eigenen Sexualität, Fragen zur aktuellen Verhütung und dem Erleben der Menstruation. Besonders wichtig war dem Frauengesundheitszentrum ISIS, was Frauen am meisten gesundheitlich belastet und was sie brauchen, um "gesund" zu bleiben. Die Ergebnisse der Studie, die auch auf der Homepage www.frauengesundheitszentrum-isis.at abzurufen sind, wurden präsentiert.
"Die Studien zeigt auf, welche frauenpolitischen Maßnahmen gefragt sind. Denn wie die Salzburgerinnen ihren Körper und ihre Sexualität erleben, ist nur auf den ersten Blick individuell und unpolitisch. Tatsächlich aber hat dies weit reichende Folgen für den Alltag der Frauen,“ so Mag. Martina Berthold, Landesrätin für Frauen und Sport. „Die Arbeit am Körper beschäftigt Frauen oft ein Leben lang. Mit Diäten, Sport oder auch Schönheitsoperationen wird um die ideale Körperform gekämpft.“ Hier sei es wichtig, die Mädchen und Frauen in ihrem Selbstwert und in ihrer Selbstbestimmung zu unterstützen. „Ihr seid schön so, wie ihr seid! Habt Spaß an der Bewegung und Freude an eurem Körper,“ sei die ermutigende Botschaft. Große Unterstützung sei dabei das Frauengesundheitszentrum ISIS, das sich seit nun fast 20 Jahren erfolgreich um die individuelle, aber auch gesellschaftspolitische Stärkung der Salzburger Mädchen und Frauen einsetzt, so Berthold weiter.
Zufriedenheit mit dem eigenen Körper
Die Studienergebnisse zeigen: Salzburgerinnen sind in jüngeren Jahren (bis 35 Jahre) unzufriedener mit ihrem Körper und beginnen schon früh damit, ihren Körper zu perfektionieren. Mit zunehmendem Alter wird die Einstellung der Frauen zu ihrem Köper versöhnlicher. Kostenlose Schönheitsoperationen sind für die Hälfte der Frauen vorstellbar (16 Prozent antworten mit eindeutigem "Ja", 35 Prozent mit "vielleicht"). Mit folgenden Körperteilen sind Frauen besonders unzufrieden: Bauch, Beine, Po. Dieser Unzufriedenheit rücken sie mit Sport, Diät oder, wenn es kostenlos möglich wäre, Schönheitschirurgie zu Leibe. Die Studie zeigt auch, dass Frauen, die strikte Diät und Nahrungseinschränkungen einhalten, besonders unter Heißhungerattacken und Schuldgefühlen leiden.
Mag. Aline Halhuber-Ahlmann, Geschäftsführung des Frauengesundheitszentrum ISIS, betonte dazu: "Waren es früher religiöse Verfehlungen die Schuldgefühle erzeugten, so plagen sich heute Salzburgs Frauen mit Sünden der anderen Art: zu wenig Bewegung, zu wenig Sport und zu viel Essen. Diese Gefühle sind so stark, dass es Frauen in einen Zustand andauernder Unzufriedenheit mit sich selbst versetzt. Das ist nicht gesundheitsfördernd. Obwohl Frauen eigentlich wissen, was sie gesund erhält, funktioniert das schlechte Gewissen lebensbestimmend. Nur genussvolles Essen und freudvolle Bewegung können wirklich gesund erhalten."
Was Frauen gesund hält
Frauen haben neben dem "kritischen Blick" auf ihren eigenen Körper ein sehr gutes Gespür dafür, was ihrer Gesundheit gut tut: Sie sind nicht auf Risikofaktoren fixiert, sondern auf die lebendige Kraft ihrer sozialen Beziehungen. Sie wissen, wie wichtig qualitätsvolle Zeit für sich selbst ist und welch großen Einfluss der soziale Status auf ihre Gesundheit hat. Frauen wissen, was sie gesund erhält: Ein hoher sozialer Status (Geld, Beruf, Prestige) und viele gute und tragfähige soziale Beziehungen (Freund/innen, soziales Umfeld, Familie). Trotzdem glauben sie stärker an individuelle Faktoren wie Bewegung/Sport und Essen.
Mag. Aline Halhuber: "Es ist dringend notwendig, die Verhältnisse, unter den Frauen gesund sein können, zu verbessern, weil die individuellen Lösungen zu wenig greifen. Wir bemerken einen starken Trend, Gesundheit und Krankheit zu individualisieren. ISIS arbeitet daran, dass sich an den Lebensverhältnissen der Frauen etwas ändert." Salzburger Frauen nennen "zu wenig Sport" als größte gesundheitliche Belastung, direkt gefolgt von der andauernden Doppelbelastung durch Beruf und Familie und dem Körpergewicht, dem sie die fast gleiche Belastung zuschreiben wie den finanziellen Belastungen.
Sexualität
Für eine erfüllte Sexualität ist für die befragten Frauen ein einfühlsamer Partner (63 Prozent) bzw. eine einfühlsame Partnerin (2,7 Prozent) am wichtigsten und neben der eigenen Lust das Gefühl "geliebt" (34 Prozent) zu werden. Dazu Mag. Petra Schweiger, ISIS: "Die statistischen Ergebnisse zeigen: Frauen, die mit ihrem Körper weniger oder nicht zufrieden sind, finden Sexualität weniger bedeutsam, als Frauen die mit ihrem Körper zufrieden sind." Selbstbefriedigung ist für 42 Prozent der Frauen eine lustvolle Ergänzung zur Sexualität, 19 Prozent der Salzburgerinnen stehen ihr distanziert gegenüber.
Ein Fünftel der Frauen (21 Prozent) sind mit Gewalt bei sexuellen Handlungen konfrontiert worden. Sieben Prozent in der Kindheit und 14 Prozent im Erwachsenenalter. Frauen mit Gewalterfahrungen haben zu knapp 30 Prozent derzeit keinen Sex (Vergleich: nur 11 Prozent der Frauen ohne Gewalterfahrung haben aktuell keinen Sex).
Verhütung
76 Prozent der befragten Frauen (bis 50 Jahre) haben im vergangenen Monat verhütet. 24 Prozent haben nicht verhütet, da sie im vergangenen Monat keinen Geschlechtsverkehr hatten (22 Prozent), einen Kinderwunsch (19 Prozent) haben oder der Partner sterilisiert (20 Prozent) ist. Mag. Petra Schweiger: "Auf Verhütung zu verzichten, weil eine Frau derzeit in keiner intimen Beziehung lebt, ist auf den ersten Blick nachvollziehbar. Allerdings ergibt sich Sexualität oft spontan und wird selten im Voraus geplant. Das führt zu einem erhöhten Risiko für ungewollte Schwangerschaften. Bestätigt wird das hohe Risiko durch die Analyse der Verhütung von Frauen, die zum Schwangerschaftsabbruch kommen – viele davon haben auf Verhütung verzichtet, weil sie nicht mit einer sexuellen Begegnung gerechnet haben."
Das Kondom ist das am häufigsten angewendete Verhütungsmittel (30 Prozent), die Pille wird von 26 Prozent der Frauen unter 50 Jahren verwendet. Junge Frauen verhüten anteilsmäßig am häufigsten. Frauen, die kurz vor der Menopause stehen oder schon in der Menopause sind, verhüten am wenigsten.
Menstruation
Ein Drittel der Frauen empfindet die Menstruation als eine Einschränkung der Lebensqualität und Belastung. Knapp 40 Prozent der Frauen können sich vorstellen, durch eine hormonelle Langzeitverhütung auf die Regel ganz zu verzichten. Für einen Großteil der Frauen (45,6 Prozent) ist die Menstruation ein notwendiger Vorgang, der weder positiv noch negativ empfunden wird.
Wechseljahre – keine Angst!
Nur die Hälfte der Frauen, die sich in und nach den Wechseljahren befinden, erlebten Wechselbeschwerden. Frauen vor dem Wechsel vermuten zu 28 Prozent, dass der Wechsel eine "Zeit der beschwerdevollen Umstellung" ist. Frauen im oder nach dem Wechsel bestätigen dies nur zu sechs Prozent.
Resümee
Mag. Aline Halhuber: "Wir sehen die Ergebnisse der Studie als Auftrag, auch in Zukunft ein Ort zu sein, an dem Frauen mit Expertinnen gesundheitliche Anliegen besprechen und junge Frauen zusammenkommen können, um sich mit ihrem Körper und ihrem Beziehungsleben zu beschäftigen. Auch wollen wir uns weiterhin für die Verbesserungen struktureller frauenpolitischer Anliegen engagieren."
Mag. Petra Schweiger: "Mit dieser Befragung konnten wir unterschiedliche Einstellungen und Bedürfnisse von Salzburgerinnen im Umgang mit ihrem Körper und ihrer Sexualität erheben. Es ist nicht immer leicht, bei den vielfältigen Möglichkeiten der Lebensgestaltung einen befriedigenden eigenen Weg und Umgang mit sich selbst zu finden. Im Frauengesundheitszentrum finden Frauen einen Ort und Expertinnen, die dabei behilflich sind, eine versöhnliche Haltung zu sich selbst und Mut zu eigenen Entscheidungen zu finden!"
ISIS berät in gesundheitlichen und psychologischen Fragen
Das Frauengesundheitszentrum ISIS ist ein Verein, bei dem Frauen und Mädchen Informationen, Beratung und Unterstützung in gesundheitlichen und psychologischen Fragen erhalten. Konkret bietet ISIS kostenlose, vertrauliche und anonyme Beratungen nach vorheriger Terminvereinbarung unter 0662/442255 zu folgenden Themenbereichen: bei Problemen, Krisen und nach Gewalterfahrungen, bei Essstörungen für Betroffene und Angehörige, bei Fragen rund um Verhütung und den ersten Besuch bei der Frauenärztin, bei gewollter und ungewollter Schwangerschaft sowie Fragen zum Schwangerschaftsabbruch. ISIS unterstützt durch Informationsmaterialien und Broschüren über Menstruation, Besuch bei der Frauenärztin/dem Frauenarzt, Sexualität, Verhütung, HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs, Essprobleme etc., durch Bücher und Filme zu Aufklärung, Verhütung und Sexualität, bei Schularbeiten zu frauenspezifischen Gesundheitsthemen. Besonderen Schwerpunkt legt ISIS auch auf die mädchenspezifische Gesundheitsförderung.
ISIS wird vom Land Salzburg, den Ressorts Frauen und Gesundheit, der Stadt Salzburg und dem Bundesministerium für Gesundheit finanziell gefördert. Die Salzburger GKK unterstützt ISIS mit Projektförderungen.