Der Präsident der Salzburger Ärztekammer, Dr. Karl Forstner, und AVOS-Vorsitzender Dr. Peter Kowatsch nehmen erfreut zur Kenntnis, dass sich nach der Ärzte- und Zahnärztekammer nun auch die Stadt Salzburg der Gesundheitsversorgung von obdachlosen Menschen widmen will.
Wenn Neos-Gemeinderat Dr. Sebastian Huber via Salzburger Nachrichten „eine niederschwellige Versorgung für alle Salzburger, die so etwas brauchen, also auch Obdachlose und Bettler“ fordert, ist das ein Schritt in die richtige Richtung.
Um die begrenzten finanziellen Mittel bestmöglich und gezielt einsetzen zu können, ist es jedoch sinnvoll, bestehende und von obdachlosen Menschen bereits akzeptierte Angebote weiter auszubauen. Dazu zählen die ab 2011 regelmäßig stattfindenden und von AVOS koordinierten Gesundheitsnachmittage in den beteiligten Institutionen NEUSTART/Saftladen, Vinzenzstube und esá.ge/Notschlafstelle. Ein Angebot, das durch die ehrenamtliche Arbeit von Ärztinnen und Ärzten und die Grundfinanzierung der Salzburger Ärztekammer möglich wurde.
In regelmäßigen Abständen stehen dort für zwei Stunden praktische Ärztinnen und Ärzte ehrenamtlich für eine persönliche Beratung und medizinische Messungen wie Blutdruck oder Blutzucker zur Verfügung. Bei Bedarf werden die Klientinnen und Klienten an (Fach-)ÄrztInnen oder an ein Krankenhaus weiterverwiesen und wenn gewünscht auch begleitet. Ein wesentlicher Vorteil: Auf diese Weise werden obdachlose Menschen, die oftmals Hemmungen haben, eine Arztpraxis aufzusuchen, wieder in die sogenannte Regelbetreuung integriert. Deshalb, und auch durch die Einbettung in die Sozialarbeit der beteiligten Institutionen, ist das Angebot der Gesundheitsnachmittage besonders nachhaltig.
Hintergrund und Entstehung der Gesundheitsnachmittage
Der Ursprung dieses Angebots liegt im Projekt „Gemeinsam gesund. Ein integratives Gesundheitsförderungsprojekt für MigrantInnen und sozial Benachteiligte in Schallmoos und Hallein“, das AVOS von 2009 bis 2011 durchführte und vom Land Salzburg und dem Fonds Gesundes Österreich finanziert wurde. Weil die damaligen Gesundheitsnachmittage im NEUSTART/Saftladen sehr gut angenommen wurden, entstand die Idee zur Fortsetzung und Ausweitung auf weitere soziale Einrichtungen in Salzburg. Die Zielgruppe sind wohnungslose erwachsene Männer und Frauen, die sich in der Stadt Salzburg „legal“ aufhalten und einen grundsätzlichen Anspruch auf eine E-Card in Österreich haben.
Langfristiges Ziel
Ziel des Projektes ist es, ein Gesundheits(förderungs)netzwerk für den Personenkreis der wohnungslosen Menschen in Salzburg aufzubauen. So erhalten Menschen, deren letzter Arztbesuch oft schon lange Zeit zurückliegt, möglichst niederschwelligen Zugang zu Gesundheitsberatung bzw. zu medizinischen Anlaufstellen. Niederschwellig bedeutet: keine langen Wartezeiten, ein Angebot dort, wo sich wohnungslose Menschen aufhalten, die Freiwilligkeit der Teilnahme an Angeboten ist gewährleistet, es gibt ausreichend Zeit zur Beratung, eine wertschätzende Kommunikation, Informationen werden in einer einfachen, klar verständlichen Sprache vermittelt.
Die Basisfinanzierung des Projekts erfolgte 2013 durch Salzburger Ärztekammer und Zahnärztekammer, 2014 durch die Ärztekammer.