Die Initiative „Salzburger Männergesundheit“ ging im November 2013 mit der Aktion „Boxenstopp – Damit man(n) im Rennen bleibt“ in die vierte Runde. Dabei wurden insgesamt 1052 Männer in 19 namhaften Unternehmen des Salzburger Landes direkt an ihrem Arbeitsplatz untersucht. Die Ergebnisse sind zum Teil beunruhigend: Rund ein Drittel der untersuchten Männer sind schwer übergewichtig oder hatten auffällige Werte, die weiter untersucht werden sollten. Die positive Nachricht: Salzburgs Männer sind mit ihrem Beruf und Berufsumfeld zufrieden (90 Prozent) und fühlen sich überwiegend gesund (75 Prozent).
Mit dabei waren neben dem Land Salzburg die Salzburg AG, Pinzgau Milch, ABEK, Bankhaus Spängler, Augustin Quehenberger Group, Salzburg Milch, ALBA, Druckerei Offset 5020, Isocell, Siemens, Geislinger, Danzer Group, Oberndorfer Druckerei, Eisenwerk Sulzau Werfen, Hotel Goldener Hirsch, Copa Data, Reditune und HALE electronic.
„Die Aktion ‚Boxenstopp’ hat sich als wichtige Gesundheitsinitiative für unser Land Salzburg und die Salzburger Unternehmen etabliert“, zeigt sich Gesundheitsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Christian Stöckl über den Erfolg der Aktion zufrieden. „Heuer konnten wir fast doppelt so viele Männer wie im letzten Jahr mobilisieren. Die Initiative trägt maßgebend dazu bei, dass sich Männer mit ihrer Gesundheitsvorsorge beschäftigen. Für den Erfolg ist wichtig, dass dabei alle an einem Strang ziehen: die Betriebe, die Betriebsärzte, die Ärztekammer und das Land Salzburg. Nur so wird eine große Akzeptanz bei den Männern erzielt.“
Nach wie vor besteht bei Salzburgs Männern Nachholbedarf in Sachen Gesundheitsbewusstsein und Vorsorge – nur rund jeder 20. Mann nimmt die kostenlosen jährlichen Vorsorgeuntersuchungen der Krankenkassen und die Möglichkeiten zur Krebs-Früherkennung wahr. „Die Statistiken zeigen, dass viele Männer eher sorglos mit ihrer Gesundheit umgehen. Stress und intensive zeitliche Belastung in der Arbeit, Leistungsdruck in der Freizeit und zu wenig Schlaf gelten in der Männerwelt als normal, der Preis dafür muss aber sehr oft in späteren Lebensjahren bezahlt werden. Deshalb ist es wichtig, bei Bewusstseinsbildung und Prävention anzusetzen. Mit der Aktion ‚Boxenstopp’ gehen wir direkt auf die Männer zu und bieten ihnen eine unkomplizierte Möglichkeit, ohne großen Zeit- und Mobilitätsaufwand einen wichtigen Beitrag für ihre eigene Gesundheit zu leisten. Wir erhalten so Zugang zu jenen Männern, die voll im Berufsleben stehen und sehr oft glauben, eine Vorsorgeuntersuchung nicht nötig zu haben“, sagt Stöckl.
Männer mittleren Alters sind die größten „Vorsorgemuffel“
„Ein erklärtes Ziel war es, Männer mittleren Alters zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr zu erreichen, da vor allem bei dieser Altersgruppe die Gesundheitsvorsorge eine geringe Rolle spielt. Dieses Ziel konnten wir mit der Aktion 2013 erreichen – das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag bei 43 Jahren“, so Vorsorgemediziner Dr. Peter Kowatsch. „Aufgrund der anonymen Auswertung der Fragenbögen haben wir auch wertvolle Erkenntnisse zum Gesundheitsbewusstein und Gesundheitszustand der Salzburger Männer gewonnen. So können wir erkennen, wo Risiken und Nachholbedarf bestehen, und die Männer mit der Aktion ‚Boxenstopp’ genau dort abholen.“
Gesundheitsscreening hilft Risiken rechtzeitig erkennen
„Anhand der abgenommenen Blutproben konnten wir potentiell gefährdete Männer herausfiltern. Vor allem die Werte für Cholesterin, HDL (high density lipoprotein) und PSA (prostata-spezifisches-Antigen) lassen eine sehr gute Risikoabschätzung zu“, erklärt der Vorsorgemediziner Dr. Kowatsch. Rund ein Drittel der teilgenommenen Männer hatten auffällige Werte, die weiter untersucht werden sollen.
Männliche Problemzonen: Übergewicht und die nervliche Belastung
Eine wichtige Erkenntnis aus dem Gesundheits-Screening betrifft das Körpergewicht der untersuchten Männer. Laut den Ergebnissen sind nur etwa ein Drittel der Salzburger Männer normalgewichtig (BMI zwischen 18,5 und 24,9). Rund die Hälfte der untersuchten Männer (47 Prozent) sind als „übergewichtig“ einzustufen (BMI zwischen 25 und 29,9) und etwa jeder Sechste Teilnehmer hat einen BMI über 30 und gilt somit als adipös – also krankhaft übergewichtig.
„Aus dem österreichischen Gesundheitsbericht von 2009 geht hervor, dass fast jeder zweite Österreicher als übergewichtig gilt. Dabei sind Männer (43%) deutlich häufiger von Übergewicht betroffen als Frauen (29%). Die Ergebnisse unseres Gesundheitsscreenings bestätigen diese Zahlen, die Tendenz ist leider auch in Salzburg weiterhin steigend“, so Kowatsch, „und damit auch die Folgen von Übergewicht wie Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck oder Durchblutungsstörungen. Hier gilt es mittels Aufklärung und Bewusstseinsbildung über die negativen Folgen von Übergewicht entgegenzusteuern!“
Bei etwa 40 Prozent der Männer zeigten sich außerdem auffällige Gefühlswerte wie erhöhte Reizbarkeit, Lustlosigkeit oder Nervosität. Vor allem in der Altersgruppe zwischen 16 und 29 sowie zwischen 30 und 39 wurde das Attribut „leicht reizbar“ am häufigsten angegeben. Bei den über 50-jährigen dominierten zusätzlich Gefühlswerte wie „nervös“ und „lustlos“. „Wenn Mann merkt, dass ihn bestimmte Themen besonders stressen, sollte er dieses Problem aktiv angehen. Das heißt entweder mit Freunden oder Familienangehörigen darüber zu sprechen oder eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen“, erklärt Kowatsch.
Screening kein Ersatz für Vorsorgeuntersuchung
Kowatsch betont: „Als breit angelegtes Gesundheits-Screening ist der ‚Boxenstopp’ kein Ersatz für die Vorsorgeuntersuchung selbst, sondern ein Impuls für mehr Gesundheitsbewusstsein und zugleich ein Frühwarnsystem für die Teilnehmer. Jeder Einzelne hat einen persönlichen Brief mit der Auswertung der erhobenen Befunde und einer entsprechenden Empfehlung erhalten. Die Ergebnisse aus den Laboruntersuchungen wurden den Briefen beigefügt.
Jeder dritte Salzburger Arbeitnemer wahrscheinlich nicht ganz gesund
Rund 44 Prozent der untersuchten Männer hatten sehr gute Gesundheitswerte, bei rund einem Viertel der Männer lagen die Gesundeheitswerte im Normbereich. Bei rund einem Drittel der Männer wurden Gesundheitswerte ermittelt, die auf Risikofaktoren hinweisen, die weiter untersucht werden sollten.
„Wir hoffen, dass vor allem die Hochrisiko-Patienten unseren Empfehlungen gefolgt sind und sich an ihren Hausarzt gewendet haben. Die persönlichen Ergebnisse wurden streng vertraulich behandelt, die Arbeitgeber haben selbstverständlich keinen Einblick erhalten“, so Kowatsch. „Dass über 17 Prozent der Männer Auffälligkeiten bei den Gesundheitswerten aufwiesen, die einer medizinischen Klärung bedürfen, zeigt uns, welch wichtigen Beitrag unsere Aktion für die Gesundheit im Land Salzburg leisten kann.“ Es gehe nicht nur darum, einen Arzt aufzusuchen, sondern vielmehr zu lernen, selbstverantwortlich auf die eigene Gesundheit zu achten, etwas für sich zu tun – wie zum Beispiel sich mehr zu bewegen und gesünder zu ernähren. „Zudem gibt es in Salzburg ein umfangreiches Gesundheitsangebot. Sollte man sich nicht sicher sein, welches Programm für einen das richtige ist, kann man sich gerne vom AVOS, dem Arbeitskreis für Vorsorgemedizin in Salzburg, beraten lassen“, erklärt Kowatsch.
Männer gehen selten zur Vorsorgeuntersuchung
„Jeder Fünfte war Mann war noch nie bei einer Vorsorgeuntersuchung. Bei über einem Viertel der Männer liegt die letzte Vorsorgeuntersuchung schon länger als zwei Jahre zurück. Das zeigt uns, dass hier immer noch Nachholbedarf besteht. Wir sind überzeugt, durch diese Aktion das Gesundheitsbewusstsein der Männer zu fördern und mehr Aufmerksamkeit zu schaffen, die kostenlose Gesundenuntersuchung in Anspruch zu nehmenund“, so Landeshauptmann-Stellvertreter Stöckl.
Erfreulich für Salzburger Unternehmen: Hohe Zufriedenheit im Beruf
Als positiv herausgestellt hat sich bei der Befragung, dass mit fast 90 Prozent eine große Menge der Teilnehmer zufrieden mit ihrem Beruf ist. Schon im Vorjahr war mit 95 Prozent eine überwältigende Mehrheit zufrieden im Job, was Rückschlüsse auf eine hohe Lebensqualität in Salzburg und ein gutes Arbeitsklima in den Salzburger Betrieben zulässt. „Den Salzburger Unternehmen liegt die Gesundheit ihrer Mitarbeiter am Herzen. Das beweist nicht nur das große Interesse seitens der Unternehmen an unserer Gesundheitsaktion, sondern auch die Angaben der Mitarbeiter zur Integration von gesundheitsbewusstem Lebensstil in ihren Arbeitsalltag. Die Frage, ob gesundes Essen im Rahmen ihres Arbeitsalltags möglich sei, bejahten fast 70 Prozent der Männer“, so Stöckl.
Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes
„61 Prozent aller Teilnehmer schätzten ihren Gesundheitszustand als ‚gut’ ein. Das sind 10 Prozent weniger als der österreichische Durchschnitt. Im österreichischen Gesundheitsreport von 2006/07 schätzen sich 70 Prozent der Männer als gesund ein. „Es ist auffallend, dass mit zunehmendem Alter die eigene Gesundheit negativer beurteilt wird“, so Kowatsch. Das Durchschnittsalter derjenigen, die ihren Gesundheitszustand als „schlecht“ beschreiben würden, lag bei 55 Jahren. „Wir wissen, dass sich bei Männern, wenn sie älter werden, die Gesundheitswerte verschlechtern. Wenn die Wirtschaft ihre langjährigen und mit viel Expertise ausgestatteten Arbeitskräfte nicht verlieren will, sollte sie sich um diese besonders kümmern und das sogenannte alternsgerechte Arbeiten nicht aus den Augen verlieren“, ist Kowatsch von der Notwendigkeit von Gesundheitsmaßnahmen in Unternehmen überzeugt und fügt hinzu: „Männer sterben früher als Frauen – damit haben sie sich vielleicht abgefunden. Aber ist es denn den österreichischen Männern recht, dass sie weniger gesunde Lebensjahre, so genannte ‚Healthy Life Years’ als Frauen haben und auch im europäischen Schnitt im unteren Bereich liegen? Wir finden, dass hier etwas getan werden muss.“