Sehr viel Neues, Interessantes, verschiedene Zusammenhänge und Wichtigkeiten in der Entwicklung des Kindes vermittelte uns Mariella Bodingbauer. Wir bedanken uns herzlich für die Wissensvermittlung, bei der die Zeit im Nu verging.
Die Bedeutung der sensomotorischen Basis für die kindliche Entwicklung:
Das Entwicklungskonzept „NeuroMotorik“ beschäftigt sich mit den Zusammenhängen zwischen Sensorik, Motorik sowie der kognitiven Entwicklung im Kindesalter und stellt die Bewegung und das kindliche Aktiv-Werden in den Mittelpunkt. NeuroMotorik fokussiert die Stärkung der sogenannten Nahsinne zur Ausbildung einer stabilen und starken Basis, auf welcher die weitere Entwicklung aufbauen kann.
Kinder erfahren sich und ihre Umwelt durch Bewegung und durch das eigene Tätigwerden. Je jünger die Kinder sind, umso wichtiger ist das Tun und das Erleben mit allen Sinnen. So lernt das Kind sich, seinen Körper und viele Zusammenhänge besser verstehen.
Um erfolgreich und zufriedenstellend Fertigkeiten wie etwa Lesen/Schreiben, Rechnen, Fangen, Stillsitzen etc. erlernen zu können, benötigen wir eine breite und stabile Basis – die sogenannte sensomotorische Basis. Diese wird gebildet durch unsere Nahsinne: Gleichgewicht, Eigenwahrnehmung und Hautsinn. Diese werden als Körpersinne bezeichnet und liefern Informationen zu Körperschema, Körpergrenzen, Stellung der Gliedmaßen zueinander, Muskelspannung, Beschleunigung und Geschwindigkeit, Bewegung des Kopfes etc.
Das Gleichgewichtssystem ( =vestibuläres System) kann als die Grundlage der Entwicklung und des Lernens bezeichnet werden und ist von seinem Stellenwert her mit keinem anderen Sinnessystem zu vergleichen.
Auch die Eigenwahrnehmung (=Propriozeption) und der Hautsinn (=taktiles System) spielen eine entscheidende Rolle. Die Landkarte des Körpers wird Dank dieser Sinnessysteme im Gehirn angelegt. Wo fängt mein Körper an? Wie lang sind meine Arme?
Fehlt diese stabile und sichere Basis, kann dies negative Auswirkungen auf etliche weitere Entwicklungsbereiche und das Erlernen von Fertigkeiten haben:
Werfen und Fangen etwa benötigt ein stabiles Gleichgewichtssystem (einen stabilen Stand) und eine ausgereifte Wahrnehmung der Arme und der Hände. In gelungener Abstimmung mit dem optischen System kann Werfen und Fangen dann erfolgreich geübt werden.
Lesen setzt voraus, dass das Gleichgewichtssystem stabil ist und die Abstimmung mit den Augen perfekt funktioniert, sodass die Zeile gehalten werden kann und die Buchstaben erkannt werden.
Schreiben ist Motorik. Dafür braucht es eine gute Eigenwahrnehmung der Hand, um den Stift adäquat führen zu können und den Krafteinsatz richtig zu dosieren. Darüber hinaus ein stabiles Gleichgewichtssystem, um ruhig sitzen zu können und eine gelungene Abstimmung mit den Augen, um die Zeile halten zu können.
Hier wird die Bedeutung der sensomotorischen Basis für die Entwicklung von höheren Fertigkeiten sehr schnell klar und warum wir dieser so viel Beachtung schenken müssen. Bewegung, körperliche Aktivität, kindliches Spiel und sinnreiches Tun unterstützen die Kinder in der Ausbildung und Stärkung eines stabilen Wurzelsystems und müssen im Alltag der Kinder wieder vermehrt Platz und Raum finden.
„Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen“