Starke Worte in der Logopädie:
Wenn es hilft, die eigene Geschichte zu erzählen

Paul Ganitzer war Extrem-Sportler aus Leidenschaft: Über hochalpine, extreme Skitouren schrieb er mit zwei Kameraden sogar einen Guide. Nach einer Gehirnblutung aber saß der 50-Jährige im Rollstuhl und wurde von den AVOS-Therapeutinnen aus Schwarzach betreut. In der Logopädie erzählte er dafür seine eigene Geschichte, las aus seinem eigenen Buch. „Seine psychische Stärke war über die Jahre bewundernswert“, zollte AVOS-Logopädin Irmgard Wimmer ihrem Patienten Respekt. Ganitzer starb am 28. Juni 2022. Hier erzählte er seine letzte Geschichte.

„Das Leben muss im Jetzt sein. Die Therapie aktiviert und baut unheimlich auf“, sitzt Paul Ganitzer (50) in seiner Küche, vor ihm das geöffnete Buch. Mit dem Finger versucht er die richtigen Zeilen zu finden, dann liest er, so gut es halt geht. AVOS-Logopädin Irmgard Wimmer steht ihm dabei helfend zur Seite. Paul Ganitzer meistert die Herausforderung gewohnt stark.

Wortfindung und Textarbeit sind Bausteine seiner AVOS-Logopädie. „Für uns ist es eine Freude mit Paul zu arbeiten. Trotz der extrem herausfordernden gesundheitlichen Situation zeigt er Motivation, Fokussiertheit“, sagt Irmgard Wimmer. „Die Qualität menschlicher Wärme ist jenseits dessen, was eine rein fachliche Behandlung ist“, hat Ganitzer auch viel Lob für die AVOS-Therapeutinnen übrig.

Stark musste Paul Ganitzer von Beginn seines Lebens an. Als 12. von 14 Kindern wurde er in Großarl geboren, die ersten Wochen verbrachte er bei einer Tante, weil die Mutter schwer krank war. Später studierte er an der Montanuni in Leoben, wurde von Beruf wegen her Werkstoffwissenschafter und Doktor der Physik. Seine Berufung aber fand er im Extrem-Sport. Vom Berglaufen, Klettern und Paragleiten – u.a. flog er vom Mont Blanc, vom Großglockner und vom Ortler – kam er zum Skitourengehen. Seine gebirgige Heimat waren die Julischen Alpen. Für das Gebiet brachte er mit seinen Bergkameraden Christian und Britta Wutte, Robert Zink und Claudia Pacher zwei Skitouren-Guides heraus („Skialpinismus in den Julischen Alpen Ost und West„, Freytag&Berndt, 2012).

Jetzt liest Paul Ganitzer seine Texte für seine Therapie. 2015 ereilte den Pongauer der erste gesundheitliche Schicksalsschlag: Gehirnblutung, seither ist er dialysepflichtig. Im Sommer 2021 der Rückschlag, erneut eine Gehirnblutung. Seither sitzt der frühere Bergfex, auch gern als „Ausdauerwunder“ bekannt, im Rollstuhl. Der rechte Arm und das rechte Bein sind gelähmt. Die AVOS-Ergotherapie setzt beim Muskelaufbau und Koordinationstraining der Arme und Hände an, die Logopädie bei der Wortfindung und Textarbeit. „Er hat eine psychische Stärke, vor der wir nur den Hut ziehen können. Er nimmt sein Schicksal stoisch auf der einen und mit unheimlichem Kampfgeist auf der anderen Seite“, lobt die diplomierte Logopädin Irmgard Wimmer. „Ich habe die Kraft, mit dem umzugehen, was gerade ist, von meiner Mutter geerbt“, sagt Ganitzer.

Stärke ist sein ganzes Leben sein treuer Begleiter.

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Anmerkung:
Bericht und Fotos entstanden unter gültigen Corona-Regeln.
Die Logopädie ist von der Maskenpflicht befreit.