Die aktuelle AMD-Sonderinfo von Dr. Victoria Stefanitsch
Keuchhusten (Pertussis)
Erreger: Bakterium: Bordetella pertussis
Pertussis ist eine hochansteckende durch Tröpfcheninfektion übertragbare Krankheit. Eine Infektion kann durch Kontakt mit einer infektiösen Person innerhalb eines Abstandes bis zu ca. 1 Meter durch Husten, Niesen oder Sprechen erfolgen. Die Krankheit verläuft in 3 Phasen (siehe unten) und Hustenanfälle können monatelang anhalten.
Zahlen & Fakten: Pertussis-Fälle sind vor der COVID-19 Pandemie in Österreich stetig gestiegen. Dabei kam es vermehrt zu Komplikationen bei Erwachsenen und Langzeitverläufen. Während im Jahr 2015 landesweit 579 Fälle gemeldet wurden, waren es 2019 bereits 2.233. Die niedrigen Zahlen der vergangenen Jahre sind auf Auswirkungen der Pandemie und ihre Maßnahmen zurückzuführen. 2023 wurden 2.791 Fälle gemeldet. Im Jahr 2024 wurden bisher 13.441 Pertussis-Erkrankungen gemeldet (Stand: 29.10.2024), Quelle: AGES.
Der Bevölkerungsanteil mit aufrechtem Pertussis-Impfschutz ist zu niedrig, um die Verbreitung in der Bevölkerung auf niedrigem Niveau zu halten. Jugendliche und Erwachsene spielen als Überträger auf Säuglinge eine wichtige Rolle. Die Ansteckungsfähigkeit beginnt am Ende der Inkubationszeit und erreicht ihren Höhepunkt während der ersten beiden Krankheitswochen und kann bis zu 3 Wochen nach Beginn des Stadium convulsivum andauern. Die antibiotische Therapie verkürzt die Dauer der Ansteckungsfähigkeit.
Symptome von Pertussis:
- Frühphase (Stadium catarrhale): Symptome wie bei einer Erkältung (leichter Husten, Schnupfen, leichtes Fieber).
- Hauptphase (Stadium convulsivum): Starke, krampfartige Hustenanfälle mit typischem „Keuch“-Geräusch, Erbrechen nach Hustenanfällen, Erschöpfung.
- Erholungsphase (Stadium decrementi): Der Husten kann über Wochen anhalten.
Bei Jugendlichen und Erwachsenen verläuft Pertussis oftmals lediglich als lang andauernder Husten ohne die klassischen Begleitsymptome. Säuglinge haben zudem das höchste Risiko für schwerwiegende Komplikationen. Ein hoher Anteil aller Krankenhausbehandlungen und fast alle Todesfälle betreffen dementsprechend junge, ungeimpfte Säuglinge unter 6 Monaten.
Unbehandelt oder bei schweren Verläufen kann Pertussis zu Komplikationen wie Lungenentzündungen, Apnoen (Atemstillstand) und folgend Hirnschäden durch Sauerstoffmangel, und ARDS (acute respiratory distress syndrome) führen. In ca. 1% der Fälle kann es bei Säuglingen zum Tod kommen.
Vorteile der Impfung:
- Individueller Schutz: Die Impfung verhindert nicht nur die Erkrankung, sondern auch schwere Verläufe und Komplikationen.
- Herdenschutz: Geimpfte tragen dazu bei, vulnerable Gruppen wie Säuglinge oder ältere Menschen zu schützen.
- Vermeidung von langen Krankenständen und Quarantänemaßnahmen:
Bei einer Infektion kann es zu wochenlangem Arbeitsausfall kommen.
Ungeimpfte Kontaktpersonen müssen unter Umständen ebenfalls in Quarantäne.
Der Kombinationsimpfstoff für Tetanus, Diphtherie und Pertussis bietet eine effektive und praktische Möglichkeit, sich gleichzeitig gegen drei ernstzunehmende Erkrankungen zu schützen.
Impfschema NEU sei 2025:
Grundimmunisierung mit 3 Impfungen, welche möglichst früh begonnen werden sollte: Vollendung des 2. Lebensmonats. (1. Dosis: ehestmöglich, im 3. Lebensmonat, 2. Dosis: nach 2 Monaten, 3. Dosis: 6 Monate nach der 2. Dosis)
- Auffrischung: 6. Lebensjahr (im Rahmen der 5 Jahres Mutter-Kind- Pass Untersuchung), am besten noch VOR Schuleintritt
- Auffrischung: nach 5 Jahren, spätestens in der 8. Schulstufe/ im 14. Bzw. 15. LJ/ vor Ende der Pflichtschule
Auffrischungsimpfungen im Erwachsenenalter werden alle 5 Jahre empfohlen mit dem Kombinationsimpfstoff (3fach) – Tetanus, Diphtherie und Pertussis.
Vorgehen bei teilgeimpften Personen bzw. Veränderungen des Impfintervalls:
- Jede Impfung zählt!
- Grundsätzlich gibt es keine unzulässig großen Abstände zwischen den Impfungen.
- Die Grundimmunisierung muss nicht neu begonnen werden.
- Eine Auffrischungsimpfung kann auch zu einem späteren Zeitpunkt gegeben werden.
- Berücksichtigung: Alter, Anzahl und Zeitpunkt der früher durchgeführten Impfungen à Individueller Impfplan!
(Quelle: Epidemiologischer Bulletin 4/2025 STIKO)
Österreichischer Impfplan (Version 1.1 vom 18.12.2024) Empfehlung/ Vorgehen bei Versäumnis Impfungen/ Auffrischungsimpfungen: Ist die Grundimmunisierung eines Impfstoffes abgeschlossen und wird der empfohlene Zeitpunkt für die Auffrischungsimpfung versäumt, kann jede weitere Impfung ehestmöglich nachgeholt werden. Eine Wiederholung der Grundimmunisierung ist nicht erforderlich.
Bzgl. der Titerbestimmung:
Lt. Österreichischen Impfplan, ist eine Titerkontrolle bei Pertussis nicht indiziert und ein „akzeptierter Grenzwert“ nicht definiert. Es gibt nur die Möglichkeit, dass dieser bei einer Seronegativität herangezogen wird (noch nie Kontakt zu Pertussis bzw. keine Impfung erhalten). Wo es ebenfalls möglich ist eine Titer Kontrolle durchzuführen ist vor und nach Applikation der Impfung, um einen Immunreaktion durch Anstieg der Antikörper zu sehen (zB bei Immunsuppression). (Quellen: RKI, STIKO, Österreichischer Impfplan 2024/2025)


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