„Sie gibt es eigentlich gar nicht!“ war die erste Aussage des Arztes, der Herrn A. nach seinem Schlaganfall im April 2011 betreut hatte, als ihn dieser nach seinem Reha-Aufenthalt und dem ersten Block AVOS-Therapien (Logopädie), auf der Station besuchte.
Nach einem Monat in der Reha hatte Herr A. noch nicht querbettsitzen können, aufgrund einer schweren Schluckstörung war die Ernährung vorerst nur über eine Magensonde möglich. Es grenzt es ans Unglaubliche, wie Herr A. heute unterwegs ist. Die orale Ernährung ist wieder möglich, wenn das Schlucken auch Konzentration erfordert. Und die Berge, die dem pensionierten Gendarmeriebeamten schon immer ein Lebenselixier waren, rufen ihn wieder. Auf den Bildern (Winter 2012/13) ist er in seiner Hüttschlager Heimat auf Schitour unterwegs, dem 2.088 Meter hohen Karkogel oberhalb Hirschgrubenalm.
Dass jemand mit 72 Jahren die Tour mit 1.050 Höhenmetern bewältigt, ist an sich schon sehr bemerkenswert. Wer aber weiß, wie weit und steinig der Weg war, den Herr A. sich zurückkämpfen musste, damit solche Erlebnisse wieder möglich wurden, kann nur noch mehr Respekt zollen.
„In meinem Leben ist es immer wieder ziemlich knapp hergegangen“, erzählt er. „Als Frühchen auf einem kleinen Kärntner Bergbauernhof auf 1.436 Meter geboren, standen meine Überlebenschancen ganz schlecht. Dass der schwierige Start ins Leben zu schaffen war, hat alle rundherum verwundert. Die Mutter starb an Diphterie, als ich vier Jahre alt war. Auch später, in den Bergen bei einem Lawinenabgang, einem Absturz in eine Steilrinne, sowie im Straßenverkehr gab es Grenzsituationen. Als ich realisierte, dass ich einen Schlaganfall gehabt hatte, kaum sprechen und mich schlecht bewegen konnte, gab es auch eine gewisse Neugierde in mir: Was passiert nun mit einem Menschen wie mir? Das eiserne Training hat es gebraucht, und die Verbesserungen kamen in Wellen, nicht gleichmäßig. Ich kann jedem nur raten, dranzubleiben. Auch, wenn ich weiß, dass ich wirklich auch sehr viel Glück gehabt habe, dass die Dinge sich so entwickelten", so der begeisterte Bergsteiger. Das Team der Schlaganfalltherapie von AVOS im Pongau freut sich sehr mit Herrn A. und wünscht ihm noch viele wunderschöne und liederreiche Bergfahrten!
Irmgard Wimmer, Logopädin im AVOS-Team