Unternehmen bei verpflichtender Evaluierung psychischer Belastungen im Betrieb professionell begleiten und unterstützen Rund 25 Teilnehmenden des 4. Diskussionsforums ASchG & Arbeitspsychologie im AMD Salzburg diskutierten am Mittwoch, 22. Mai 2013, über geeignete Verfahren und die entscheidende Rolle von Arbeits- und OrganisationspsychologInnen zur Evaluierung psychischer Belastungen in Betrieben. Wie Chancen einer Evaluierung besser vermittelt und Arbeits- und OrganisationspsychologInnen als die dafür zuständigen Fachkräfte etabliert werden können, waren die zentralen Themen der Diskussion.
Dr. Peter Hoffmann, Arbeits- und Organisationspsychologe der Arbeiterkammer Wien/Abteilung Sozialpolitik, informierte über geeignete Instrumente und berichtete über seine Erfahrungen mit diesen Methoden. Als wesentlich erachtete er die unterschiedliche methodische Vorgehensweise bei bedingungsbezogenen Verfahren. So könne eine objektive Erhebung durch ExpertInnen (REBA, KABA) nur vor Ort an den Arbeitsplätzen im Unternehmen stattfinden, so Hoffmann. Bei subjektiven bedingungsbezogenen Bewertungsverfahren durch Arbeitnehmende (z.B. RDFN, FIT, SALSA, ABS, IMPULS), seien Arbeits- und OrganisationspsychologInnen stets gefordert Unternehmen zu vermitteln, dass Arbeitnehmende im Zuge dieser Erhebung nicht nach ihren persönlichen Belastungen befragt werden, sondern lediglich die Merkmale einer Arbeitssituation im Unternehmen beschreiben sollen. Wie Arbeits- und OrganisationspsycholgInnen diese Verfahren in der Praxis umsetzen und wie sie im Hinblick auf die Evaluierung psychischer Belastungen Unternehmen ihre Kompetenz vermitteln können, wurde im Anschluss im Plenum diskutiert. Dr. Michael Sprenger, Bereichsleiter der ameco Health Professionals GmbH in Bregenz, zufolge lasse die gesetzlich vorgeschriebene Evaluierungspflicht den Betrieben bisher sehr viel Freiraum, was auf Seite der Verantwortlichen zu Unwissenheit und Ängsten führe. Daher sei es wichtig den Unternehmen den Sinn einer Evaluierung durch geeignete ExpertInnen wie den Arbeits- und OrganisationspsychologInnen zu vermitteln: „Es geht nicht darum, Negatives im Betrieb hervorzuheben, sondern um eine Erhebung von Ressourcen, worauf das Unternehmen aufbauen kann", so der Vorarlberger Experte.
Eine Möglichkeit Arbeits- und OrganisationspsychologInnen den Betrieben als geeignete Präventivkräfte zu vermitteln, sieht Dr. Peter Hoffmann in der Unterstützung durch die Arbeitsinspektionen: „Es wäre gut, wenn die Arbeitsinspektionen den Betrieben vermitteln würden, dass die Evaluierung von Arbeits- und OrganisationspsychologInnen durchgeführt werden soll und diesbezüglich klare Richtlinien vorgeben würden." Hoffmann wünscht sich zudem mehr Entscheidungskompetenz: „Es ist wichtig, dass die Präventivkräfte selbst über die Auswahl der geeigneten Verfahren entscheiden können."
Bisher wenig Nachfrage für professionelle Unterstützungsleistung und umso mehr Potenzial, um Arbeits- und OrganisationspsychologInnen als ausgebildete Fachkräfte für eine Erhebung psychischer Belastungen in Betrieben zu etablieren, ortet Mag. Silvia Huber, M.A., Leiterin des Bereichs Arbeitspsychologie im AMD Salzburg: „Das 4. Vernetzungstreffen hat die noch von Betrieben ungenutzten Ressourcen und fachliche Expertise der ArbeitspsychologInnen aufgezeigt. Die Fachkräfte mit ihrem umfassenden Wissen – gerade in Bezug auf die Verwendung der geeigneten Verfahren zur Evaluierung psychischer Belastungen – wären gerne bereit Betriebe zu unterstützen." Für die Arbeitspsychologin zeichnet sich bei Evaluierungs- und Umsetzungspflicht aktuell ein Ost-West-Gefälle ab: „Im Westen Österreichs steckt die Thematik der Evaluierung psychischer Belastungen anscheinend noch zurück, dies sollte ausgeglichen werden um den Betrieben im Westen dieselben Chancen und Optimierungen zu ermöglichen wie dies im Osten bereits gelingt", zieht Huber Bilanz.
Das Diskussionsforum ASchG & Arbeitspsychologie wurde bereits zum vierten Mal im AMD Salzburg veranstaltet. Ziel des Forums ist es, den beruflichen Einsatz der Arbeits- und Organisations-psychologInnen, insbesondere im Bereich des ArbeitnehmerInnenschutzes und zur Evaluierung psychischer Belastungen, zu diskutieren und voranzutreiben. Das Vernetzungstreffen für Salzburg, Tirol und Vorarlberg, zu dem auch die Arbeits- und OrganisationspsychologInnen aus den AMED-Zentren aller Bundesländer eingeladen waren, wurde von der Arbeiterkammer Wien und dem AMD Salzburg – Zentrum für gesundes Arbeiten organisiert.